Der Fachverband Biogas e.V. hat im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz am 23. Juli 2020 die Prognosen für die Entwicklung der Biogasbranche und deren Leistungen für das Jahr 2020 vorgestellt. Dabei musste der Fachverband verkünden, dass zum ersten Mal in der Entwicklung der Biogasanlagenlandschaft in Deutland seit dem Inkrafttreten des ein Rückgang des Anlagenbestands zu erwarten ist. Dabei geht es konkret um die Zahl von 160 Anlagen.
Die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie BEE Simone Peter warnt: „Wir stehen mit der Biogasnutzung in Deutschland an einem Kipppunkt“. In kommenden Jahren stehen viele Anlagenbetreiber vor der Frage, inwieweit ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb der Anlage nach dem Auslaufen der festgeschriebenen EEG-Vergütung weiter möglich ist. Es besteht die Befürchtung, dass viele Anlagen stillgelegt werden könnten. Für diese Anlagen forderte die Präsidentin einen fairen Marktzugang. Die Bundesregierung müsse hier Perspektiven schaffen, um selbstgesteckte Klimaziele zu erreichen.
Neben den Problemen, welche durch aus der Energieproduktion fallende Anlagen, in Nahwärmenetzen entstehen, ergeben sich auch Konsequenzen im Anlagenbau und dem angeschlossenen Service. Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, warnte vor einer Verlagerung von Arbeitsplätzen und Know-how in Länder mit abitionierteren Ausbauzielen für Bioenergie wie Frankreich.
Der Fachverband Biogas fordert daher die Politik mit der im Herbst geplanten Novelle des EEG dazu auf, eine klare Entscheidung zu einem weiterhin starken Biogassektor im Kontext der wachsenden Energieversorgung mit erneuerbaren Energien zu treffen. Die Weiterentwicklung des derzeitigen Anlagenbestandes und eine Anpassung des Ausschreibungsverfahrens seien neben anderen Maßnahmen ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung des Biogassektors. Zudem sei die Abschaffung des Flexdeckels zu diskutieren.
2019 waren in Deutschland rund 9500 Biogasanlagen in Betrieb, welche ca. 33 TWh erneuerbaren Strom für 9,5 Millionen Haushalte und zusätzlich 13 TWh Wärme bereitgestellt haben.
Auch die Biogasanlagen in Thüringen sind von dem beginnenden Rückbau des Anlagenbestandes ab 2020 betroffen. „In Thüringen wird der Rückbau von noch funktionstüchtigen Biogas-Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarem Strom verstärkt ab 2022 und gravierend ab 2028 von statten gehen, wenn keine Weiternutzungskonzepte für Biogasanlagen wie Flexibilisierungen oder Gasnetzeinspeisungen gefunden werden“, sagte Jana Liebe vom Thüringer Erneuerbare Energien (ThEEN) e.V. Deshalb setzen sich der Fachverband Biogas und ThEEN e.V. bei der thüringer Landesregierung für ein starkes Maßnahmen Paket zur EEG-Novellierung im Herbst ein. „Bei der im Herbst geplanten EEG-Novelle bitten wir die Thüringer Landesregierung sich weiterhin stark zu machen, damit Berlin eine klare Entscheidung für eine verlässliche, erneuerbare Energieversorgung und eine starke inländische Biogaswirtschaft trifft“, sagte Jana Liebe.